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WM-Aus ein Augenöffner für Russland

Dmitri Rogovitski, UEFA.com-Korrespondent in Moskau, nimmt Russlands Abschneiden bei der FIFA-WM kritisch unter die Lupe und findet lobende Worte für Trainer Fabio Capello.

Wurden die Erwartungen erfüllt?
Bei den letzten beiden WM-Endrunden war Russland nicht dabei, deshalb war die Erwartungshaltung vor dem Turnier in Brasilien auch eher mäßig. Sportminister Vitali Mutko erklärte, das Erreichen des Viertelfinals wäre "ein Erfolg", doch viele Fans hätten sich mit dem Achtelfinaleinzug zufrieden gegeben. Letzten Endes ist es keine große Überraschung, dass Russland schon in der Vorrunde die Segel streichen musste. Im Kader befanden sich nur wenige wirklich gestandene Spieler und überhaupt gab es nur einen Namen mit Weltruf: Trainer Fabio Capello. Sein Team brachte in drei Spielen nur fünf gute Torchancen zustande, so braucht man sich über das vorzeitige Aus nicht zu beschweren.

Gruppe H: Russland - Südkorea 1:1
Gruppe H: Russland - Belgien 0:1
Gruppe H: Russland - Algerien 1:1

Das schreibt die Presse
Sovetski Sport: Wir haben uns wie erwartet verkauft: Wir haben niemanden vom Platz gefegt und niemand hat uns vom Platz gefegt. Es hat einfach nicht gereicht und passt bei einer WM, die mit so vielen Toren verzückt, irgendwie nicht ins Bild.

Sport-Express: Die russische Nationalmannschaft in ihrem derzeitigen Zustand ist für ein Festival nicht bereit, eher für die eigene Beerdigung. Das Verb "spielen" ist verboten, stattdessen muss man hier "laufen", "arbeiten" und "fürchten" anführen. Besonders traurig ist, dass Capello noch einen Vertrag bis 2018 hat und es für ihn keinen Grund gibt, vorzeitig zurückzutreten.

Stimmen des Teams
Igor Akinfeev: "Wir haben Verständnis für die Kritik an unserer Leistung. Allerdings sind wir auch bereit dafür, diese Kritik einzustecken. Die Starken müssen wissen, wie man mit Prügel umgeht. Wir werden unsere Karrieren und unser Leben so lange fortsetzen, wie Gott es uns erlaubt."

Fabio Capello: "Das Niveau der Spieler und Mannschaften bei der WM ist sehr hoch. Wir haben kleine Fehler gemacht, die uns teuer zu stehen gekommen sind. Natürlich werde ich weiterhin im Amt bleiben, wenn Russland mich behalten möchte. Ich glaube schon, dass ich einen guten Job gemacht habe, schließlich war Russland erstmals nach zwölf Jahren wieder bei einer WM dabei."

Das war gut
Russland hat in Brasilien wertvolle Erfahrungen für die Zukunft gesammelt. Aber es gibt eine noch wichtigere Erkenntnis: Die Mannschaft hat gezeigt, dass ihr zwar Kreativität und Durchschlagskraft fehlt, dafür kann sie diszipliniert auftreten und die Anweisungen des Trainers umsetzen. Russland hätte gegen Belgien und Algerien gewinnen müssen und kassierte zwei der drei Gegentore nach Torwartfehlern. Capello hat der Mannschaft Disziplin und ein taktisches Verständnis beigebracht. Dies könnte sich in den kommenden Jahren bezahlt machen.

Aleksandr Kokorin erzielte gegen Algerien ein Tor
Aleksandr Kokorin erzielte gegen Algerien ein Tor©Getty Images

Das kann sich verbessern
Capello feierte in Brasilien seinen 68. Geburtstag und hat in seiner Trainerkarriere 15 Titel gesammelt, doch der italienische Startrainer ist nicht perfekt. Die Suche nach einem geeigneten Stürmer muss fortgesetzt werden, denn der viel gelobte Aleksandr Kokorin ließ nur in einer von drei Partien sein Potenzial aufblitzen. Maksim Kanunnikov konnte seine Chance nicht nutzen und Aleksandr Kerzhakov wird im Herbst 32 Jahre alt. Vielleicht ist der groß gewachsene Artem Dzyuba eine Überlegung wert.

Star der Zukunft?
Russland ist mit einer erfahrenen Mannschaft nach Brasilien gereist, doch Capello hat auch einige junge Spieler eingebaut. Oleg Shatov und Kokorin (beide 23) standen in allen drei Begegnungen in der Startelf, während Kanunnikov (22) 90 Minuten lang gegen Belgien ran durfte. Pavel Mogilevets und Denis Cheryshev kamen nicht zum Zuge, bei der WM im eigenen Land in vier Jahren dürften beide jedoch zum Stamm gehören.

EURO-Qualifikation
Russland gilt als Favorit in der Gruppe G, in der sich ansonsten kein anderer WM-Teilnehmer findet. Schweden dürfte der härteste Gegner werden, allerdings sind auch Österreich und Montenegro nicht zu unterschätzen.

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