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Reizfigur auf der Zielgeraden

So streitbar er auch ist, eines ist völlig unbestritten: Alex Frei ist ein Stürmer, wie es ihn im Schweizer Fußball nur selten gegeben hat. Seine Rücktrittsankündigung hat Wellen geschlagen.

Alexander Freis angekündigter Abschied hat viele Fans überrascht
Alexander Freis angekündigter Abschied hat viele Fans überrascht ©Getty Images

Alex Frei tritt zum Saisonende zurück – diese Meldung hat wohl so manchen überrascht. Dass sein Vierjahresvertrag mit dem FC Basel 1893 zum Saisonende ausläuft, wusste man. Man war sich wohl auch darüber im Klaren, dass er unter Murat Yakin, dem neuen Trainer, kaum mehr die uneingeschränkte Stammkraft sein würde, die er bis vor Kurzem war.

Und trotzdem: Seinen endgültigen Abschied hatte man nicht erwarten können – eher noch war mit einer Vertragsverlängerung oder einem neuerlichen Vereinswechsel gerechnet worden.

Roger Wehrli, einst selbst Nationalspieler, sagt, was viele denken: "Ich bin sprachlos, das darf ja nicht wahr sein, das ist ein Schock. Ich war mir so sicher, dass er noch mindestens eine Saison weiterspielt." Und Marco Schällibaum, einst Basler Assistenztrainer und Vorgesetzter Freis, meint: "Er war körperlich doch immer noch absolut fit. Er hätte mit Sicherheit noch zwei Jahre auf seinem Niveau spielen können." So sieht es auch Granit Xhaka, der Schweizer vom VfL Borussia Mönchengladbach: "Es ist ein wenig zu früh und macht mich ein bisschen traurig."

Doch Frei bleibt Frei: Einer, der alles tut, nur nicht, was die meisten von ihm erwarten. Einer, der stets darauf bedacht gewesen ist, das Bild des unabhängigen, mündigen und vorausdenkenden Profis zu vermitteln – der zumeist entsprechend gehandelt hat und nun im für ihn typischen Stil sagt: "Ich wollte immer selber bestimmen, wann ich aufhöre."

Das hat er nun getan, und damit die letzten Monate einer Karriere eingeläutet, die geprägt gewesen ist von Titeln und persönlichen Auszeichnungen. 42 Tore in 84 Länderspiele sind ebenso Rekord für einen Schweizer Fußballer wie vier Endrunden-Teilnahmen an UEFA-Europameisterschaften und FIFA-Weltmeisterschaften. Seine Darbietungen bei Stade Rennais FC und Borussia Dortmund haben ihm überdies Respekt eingebracht. Wehrli sagt denn auch: "Frei war mit Stéphane Chapuisat der beste Stürmer, den die Schweiz je hatte."

Ähnlich tönt es, wenn ehemalige Trainer über ihn sprechen. Für Jürgen Klopp, der Frei in Dortmund trainierte, war "Alex ein Riesentyp, sportlich und privat ". Und Thorsten Fink nennt ihn noch immer "einen meiner Lieblingsspieler": "Er ist ein großartiger Torjäger, der weiß, wo das Tor steht." Der jetzige Trainer des Hamburger SV sagt aber auch: "Alex hat immer polarisiert. Weil er eine Meinung hat, und die auch äußert. Das hat nie allen gepasst."

Und Fink hat gewiss recht: Alex Frei – das ist nicht nur ein ausgezeichneter Angreifer, sondern auch eine streitbare Figur, die aneckt und zuweilen auch verletzlich ist. Immer wieder beklagte er sich über mangelnde Anerkennung der Schweizer Presse. Und in Erinnerung gerufen sei überdies sein überstürzter Rücktritt aus der Nationalmannschaft im Frühjahr 2011, nachdem er in einzelnen Heimspielen mit Pfiffen bedacht worden war. Noch immer nehmen ihm viele diesen Abgang übel.

Nicht so Ottmar Hitzfeld. Der Schweizer Nationaltrainer äußert sich ohne Groll über seinen ehemaligen Kapitän: "Er hat für die Nati Großartiges geleistet. 42 Tore sind fantastisch. Er wird nun alles machen, dass noch der eine oder andere Titel dazukommt. Es wäre wünschenswert, wenn er dem Fußball als Trainer oder Manager erhalten bleibt."

Frei selber denkt für einmal nicht weit voraus. " Was ich später mache, entscheide ich noch. Zunächst will ich alle Patronen verballern, die ich noch habe", sagt der zweimalige Super-League- und einmalige Ligue-1-Torschützenkönig. Wie viele Patronen das sind, ist nicht bekannt. Es ist ihm aber zu wünschen, dass er sich den Abgang bereitet, den er aufgrund seiner verdienstvollen Karriere auch verdient.

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