UEFA.com funktioniert besser bei anderen Browsern
Um das bestmögliche Erlebnis zu haben, empfehlen wir, Chrome, Firefox oder Microsoft Edge zu verwenden.

Hildebrands letzte Chance

Timo Hildebrand musste letzten Sonntag vor Aufregung gleich mal auf die Toilette, als er von seinem Bundesliga-Comeback erfuhr, doch auf dem Platz bewies der 32-Jährige danach, dass er noch nichts von seiner alten Klasse eingebüßt hat. Jetzt muss er sich auch gegen den FC Viktoria Plzeň beweisen.

Jetzt oder nie: Timo Hildebrand will auf Schalke seine vielleicht letzte Chance nutzen
Jetzt oder nie: Timo Hildebrand will auf Schalke seine vielleicht letzte Chance nutzen ©Getty Images

 "Ich bin noch kurz rein und auf die Toilette gegangen, nach so einer langen Zeit verspürt man immer Anspannung." Wer da sprach, ist nicht etwa ein 19-jährliger Frischling, sondern ein 32-jähriger Ex-Nationalspieler, der in seiner Karriere schon so manche Berg- und talfahrt mitgemacht hat – Timo Hildebrand.

Auf dem Platz stand der gebürtige Wormser am letzten Wochenende dann allerdings seinen Mann und ließ gegen den VfL Wolfsburg schnell vergessen, dass sein letzter Bundesligaeinsatz fast zwei Jahre zurückliegt.

War es am Anfang der Saison noch Lars Unnerstall, der von einem Kreuzbandriss Ralf Fährmanns profitierte, so ist nun Hildebrand “Nutznießer“ einer Schultereckgelenkssprengung, die sich Unnerstall im Spiel gegen Wolfsburg zugezogen hat und die ihn zu einer mindestens vierwöchigen Zwangspause verurteilt.

“Natürlich ist es nie schön, von der Verletzung eines Torwartkollegen zu profitieren. Ich wünsche Lars, dass er schnell wieder gesund wird“, so Hildebrand nach der Partie. Dennoch freut er sich über die unverhoffte Gelegenheit. "Sensationell, eine Riesenchance", gibt der Mann mit der Rückennummer 34 zu, der einst zu den großen Hoffnungsträgern unter den deutschen Torhütern gehörte.

2003 stellte er mit 884 Minuten ohne Gegentor einen noch heute gültigen Bundesligarekord auf, 2006 stand er bei der FIFA-Weltmeisterschaft im eigenen Land im Kader der DFB-Elf und 2006/07 krönte er dann seine Karriere, als er den VfB Stuttgart mit spektakulären Paraden zum Meistertitel führte.

Statt in Stuttgart zu bleiben, spekulierte er auf einen Karriere bei einem ganz großen Klub und landete einen Fehlgriff nach dem nächsten. Weder bei Valencia CF, der TSG Hoffenheim oder Sporting Clube de Portugal schaffte er den Sprung zum Stammkeeper.

Vor einigen Monaten war er dann sogar arbeitslos, hielt sich unter seinem Ex-Coach Armin Veh beim Zweitligisten Eintracht Frankfurt fit, bevor das Angebot der “Knappen“ kam.

Doch auch dort schien seine Talfahrt weiterzugehen. Nach dem Ausfall von Stammtorhüter Ralf Fährmann erhielt der junge Unnerstall den Vorzug und bestätigte dies mit Klasseleistungen. Doch nun ist auch Unnerstall verletzt und plötzlich muss Hildebrand in die Bresche springen.

“Das war ein besonderes Gefühl für mich, nach so langer Zeit mal wieder zu spielen. Die Anspannung war groß. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass ich keine große Zeit zum Nachdenken hatte“, sagte er nach seinem gelungenen Bundesligadebüt für Schalke. Er wirkte souverän und zeigte mit zwei guten Paraden, dass er noch nichts von seiner alten Klasse eingebüßt hat.

Und bereits heute muss er das im Rückspiel der Runde der letzten 32 der UEFA Europa League gegen den FC Viktoria Plzeň erneut beweisen. Bei seinem einzigen Einsatz in dieser Saison vor dem letzten Wochenende durfte er übrigens in diesem Wettbewerb ran und blieb beim 3:0 bei Maccabi Haifa FC nicht nur ohne Gegentor, sondern parierte auch gleich noch einen Elfmeter.

Im Moment scheint sein Einsatz im Schalker Tor nur ein sechswöchiges Intermezzo zu sein, aber es könnte sich als Sprungbrett für seine “zweite Karriere“ herausstellen, denn seine Handschuhe möchte Hildebrand noch lange nicht an den Nagel hängen. "Nun kann er sich unter Beweis stellen und uns überzeugen - oder sich selbst für andere anbieten", weiß auch der sportliche Leiter von Schalke, Horst Heldt. "Er hat gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann. Er strahlte Ruhe aus, ist eben ein alter Hase", so Heldt weiter.

Bis April hat Hildebrand nun Zeit, diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Und die Bühne könnte kaum besser sein. Denn nach dem Spiel gegen Plzeň muss Schalke am Sonntag in der Bundesliga beim FC Bayern München antreten. In diesem Sinne: Glück Auf, Timo!