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Müller glänzt bei Deutschlands Triumph

Die Bundesrepublik Deutschland läutete mit dem Triumph bei der UEFA-Europameisterschaft 1972 eine goldene Ära ein, die UdSSR hatte im Finale nicht den Hauch einer Chance.

Die Bundesrepublik Deutschland vor dem Halbfinale gegen Ungarn
Die Bundesrepublik Deutschland vor dem Halbfinale gegen Ungarn ©Getty Images

Bundesrepublik Deutschland - Sowjetunion 3:0
(27. und 58. Müller, 52. Wimmer)
 Finale
Brüssel, 18. Juni 1972

Die Sowjetunion muss wohl das Schlimmste befürchtet haben. So hatte Gerd Müller alle Tore beim 4:1-Sieg im Vormonat erzielt, und drei Viertel der Zuschauer waren Deutsche. Die Ausgangsposition war also wenig vielversprechend für sie, und sie sollten sich nicht getäuscht haben. Einmal gelang es den Deutschen sogar, 30 Pässe in Folge zu spielen, ohne dass ein russischer Spieler an den Ball kam. Es war das Spiel des Turniers, weil es so einseitig war. Es war die Zerstörung einer antiquierten, massiven Deckung durch etwas, das man als "Fußball Total" bezeichnen sollte. Ein deutsches Meisterstück.

Die drei wichtigsten Spieler der Deutschen waren alle am ersten Tor beteiligt. Franz Beckenbauer spielte den Ball aus der Abwehr heraus zu Günter Netzer, der ihn ohne lange zu zögern aus der Luft abnahm und gegen die Latte setzte. Jupp Heynckes zwang Evgeni Rudakov anschließend zu einer Parade. Müller - wie immer genau an der richtigen Stelle - brachte den Ball unter Kontrolle und schob ihn ein. Mehr als eine englische Zeitung fragte sich vor dem Spiel, ob Müller gegen eine so massive Deckung genügend Unterstützung erhalten würde. Sie lagen mit ihren Zweifeln jedoch völlig schief.

Müller war gerne auf sich allein gestellt, wollte niemanden um sich, der ihn störte. Andere Spieler zogen Verteidiger auf sich (zwei Flügelstürmer und Uli Hoeneß mit seinen Läufen aus dem Mittelfeld), so dass er genügend Platz im Strafraum hatte. In der Tat erzielte er 68 Tore in 62 Länderspielen, eine schier unglaubliche Trefferquote angesichts dieser noch von der Defensivtaktik geprägten Zeit.

Er sollte ein weiteres Tor in der zweiten Halbzeit erzielen, nachdem Georg Schwarzenbeck einen seiner seltenen Ausflüge in den gegnerischen Strafraum unternahm und einen Doppelpass spielen wollte. Als der Ball Müller erreichte, war der Rest Formsache und durchaus verdient für die Truppe von Helmut Schön. Es hätte noch mehr Tore geben können, wenn der herrlich arrogante Netzer in der ersten Halbzeit nicht so oft den Ball verloren oder Hoeneß noch beim Stand von 0:0 nicht das Gebälk getroffen hätte.

In der zweiten Halbzeit setzte sich Murtaz Khurtsilava einmal durch und traf die Querlatte, ein anderes Mal zwang er Sepp Maier zu einer Parade, aber da hatte Herbert Wimmer, Netzers Ballschlepper und Wasserträger, bereits nach einem Pass von Heynckes das Tor erzielt, das er so verdiente. Unter gütiger Mithilfe von Rudakov allerdings, der - mit seinem schwarzen Pulli und seiner Geschmeidigkeit wie eine perfekte Kopie Lev Jaschins wirkend - den schwach geschossenen Ball mehr oder weniger ins eigene Tor schaufelte.

Was passierte danach?
Beckenbauer, Netzer und Müller belegten die ersten drei Plätze bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Mit diesem Triumph 1972 begann die Dominanz der Bundesrepublik Deutschland. Schöns Mannschaft gewann 1974 die FIFA-Weltmeisterschaft und verlor zwei Jahre später das EM-Finale gegen die Tschechoslowakei, holte sich die europäische Krone aber 1980 wieder zurück.