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Training des 25. EURO-Teams

Schiedsrichterwesen

Heutige Schiedsrichter sind Topathleten; der UEFA-Schiedsrichter-Fitnessexperte Werner Helsen erklärt, wie er und sein Team die Offiziellen auf ihre Aufgaben bei der UEFA EURO 2016 sorgfältig vorbereitet haben.

In diesem Interview spricht Werner Helsen über verschiedene Fakten bei den Vorbereitungen auf die EURO 2016, beantwortet allgemeine Fragen zur Fitness von Schiedsrichtern und reflektiert, wie sich seine Arbeit über die Jahre entwickelt hat:

©Sportsfile

UEFA.org: Welche Dosis an Training und Vorbereitung wird von den Schiedsrichtern in der Phase zwischen dem Ende der Saison und dem Start der EURO verlangt?

Werner Helsen: Sie stehen vor den gleichen Problemen wie die Spieler. Die Topspieler, die bei der Europameisterschaft auflaufen werden, sind zudem in der heißen Phase der europäischen Klubwettbewerbe und ihrer heimischen Ligen im Einsatz, und genauso verhält es sich bei den Schiedsrichtern. Vielleicht ist es für Referees sogar ein noch größeres Problem, denn das Durchschnittsalter der Schiedsrichter und der Schiedsrichterassistenten liegt bei 40 Jahren. Wir haben eine große Spanne, einige Schiedsrichter sind recht jung, 33 Jahre zum Beispiel, und einige sind über 45 Jahre alt. Das ist etwas, womit wir uns beschäftigen müssen, denn je älter man ist, desto mehr Zeit benötigt man, um sich zu erholen.

UEFA.org: Nach der Saison, wenn sich Schiedsrichter normalerweise ausruhen, wird ihnen abverlangt, bei der EURO Topleistungen abzurufen und in Sachen Fitness bestens vorbereitet zu sein. Kann das für einen Referee schwierig sein?

Helsen: Sie müssen fit sein, aber für solch ein wichtiges Turnier ist es auch wichtig, frisch zu sein. In dieser Hinsicht ist eine angemessene Balance zwischen Training und Ruhepausen essenziell, vor allem gegen Ende einer Saison. Neben dem normalen Training arbeiten sie auch daran, mental fit und frisch zu sein. Gegen Ende einer sechswöchigen Zeitspanne gibt es einige Tage, an denen Trainingsumfang und Intensität geringer sind, damit sie in einer Topverfassung sind.

UEFA.org: Wie hat sich Ihre Herangehensweise als Fitnessexperte im Laufe der Jahre verändert?

Helsen: Als Sportwissenschaftler schauen wir immer auf verbesserte Möglichkeiten, um unsere Schiedsrichter zu unterstützen. Es ist wie bei Trainern, die jeden Tag darüber nachdenken, was sie besser machen können. Einer der Aspekte, den wir vor kurzem verändert haben, ist die Verletzungsprävention. Der Fitnesslevel der Schiedsrichter hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren enorm gesteigert – einerseits müssen sie intensiv trainieren, um den Anforderungen eines Matches gerecht zu werden, andererseits können sie auch nicht zu viel machen.

UEFA.org: Immer mehr im Fokus stehen auch die Schiedsrichterassistenten, die ihr eigenes gezieltes Fitnesstraining absolvieren. Warum ist dies notwendig?

Helsen: Es ist jetzt klar, dass sich die Geschwindigkeit des Spiels auf dramatische Art und Weise gesteigert hat, nicht nur für die Schiedsrichter. Schiedsrichterassistenten müssen sogar noch schneller agieren als der Hauptschiedsrichter. Sprints sind für sie viel wichtiger geworden, denn der Hochgeschwindigkeitsfußball und die Sprints der Spieler haben in den letzten sieben Jahren deutlich zugelegt. Hochgeschwindigkeitsläufe haben in dieser Zeit um 50 Prozent zugenommen und die Anzahl der Sprints um 80 Prozent. Hinsichtlich der Strecken, die im Hochgeschwindigkeitsmodus zurückgelegt werden, gibt es eine Zunahme von 30 Prozent, und bei Sprints von 35 Prozent. Und natürlich müssen die Schiedsrichterassistenten ihre Fähigkeiten, den Anforderungen eines Spiels entsprechend, weiterentwickeln.

UEFA.org: Gibt es eine Obergrenze für die Fitness des Menschen? Denken Sie manchmal, dass das Spiel nicht noch schneller werden kann?

Helsen: Es ist eine Frage der Grenzen des menschlichen Körpers. Wenn ich die Schiedsrichterdaten von Spielen, ihre Herzfrequenz und ihre zurückgelegte Strecke bei hoher Geschwindigkeit sehe und sie mit den Spielerdaten, die ich von der UEFA erhalte, vergleiche, dann sieht man, dass die Schiedsrichter oft ähnlich schnell rennen (und manchmal sogar mehr) wie Spieler, die 15 oder 20 Jahre jünger sind. Die Laufleistung bei hohem Tempo der Schiedsrichter, in ihrem Alter, ist sehr beeindruckend.

UEFA.org: Bei der UEFA EURO 2016 finden die Spiele bei hohen Temperaturen von 35 Grad oder mehr statt. Wie bereitet man einen Schiedsrichter darauf vor, ein Spiel zu leiten, wenn es so warm ist?

Helsen: Abhängig von der Tageszeit können solche Bedingungen einen großen Einfluss haben. Die große Frage ist, wie man die [präventive] Wasserzufuhr kontrolliert. Darauf achten wir in den Tagen vor dem Spiel sehr genau. Während des Spiels ist es dann die Aufgabe des Vierten Offiziellen, sich darum zu kümmern, dass das Schiedsrichterteam vom Aufwärmen an bis zum Ende des Spiels viel trinkt.

UEFA.org: Wenn Sie sich die modernen Schiedsrichter ansehen, müssen Sie sehr stolz darauf sein, dass Sie diesen Beitrag dazu geleistet haben, dass sie heute bezüglich der Fitness so weit sind.

Helsen: Naja, ich habe meine Arbeit für die UEFA 1999 begonnen und meine erste EURO war 2000 in Belgien und den Niederlanden. Damit ist das hier meine fünfte Europameisterschaft. Wenn ich die Schiedsrichter sehe - und ich meine nicht nur die jüngeren, sondern die erfahreneren - und das physische Bild, das sie abgeben - ich habe so viel Respekt dafür, was sie in ihrem Alter physisch leisten. Sie haben wirklich viel Respekt verdient...

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