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Rolle der Medizin im modernen Fußball

Medizinisches

Das UEFA-Medizin-Symposium in Stockholm hat die Bedeutung der medizinischen Abteilungen bei den Klubs als "Mannschaft hinter der Mannschaft" hervorgehoben.

Michel D'Hooghe, der Vorsitzende der Medizinischen Kommission von UEFA und FIFA
Michel D'Hooghe, der Vorsitzende der Medizinischen Kommission von UEFA und FIFA ©Sportsfile

"Das ist ein Treffen, in dem es vor allem um Fußball geht, aber medizinische Themen sind auch für den gesamten Sport und die Gesellschaft an sich von extremer Bedeutung." Diese Worte von Mikael Santoft, dem Generalsekretär des Schwedischen Fußballverbandes, lieferten den Leitfaden für das 5. UEFA-Medizin-Symposium, das von Dienstag bis Donnerstag in Stockholm stattfand.

Auf dem Programm standen in der schwedischen Hauptstadt so spezielle Themen wie eine tief greifende Analyse der modernen Doping-Kontrollen; eine Bewertung von chirurgischer oder konservativer Behandlung bei Stress-Frakturen des Mittelfußknochens; Genesungszeiten (bei Profifußballern und Normalbürgern) nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes; medizinische Besonderheiten beim Frauenfußball; und schnelle Hilfe bei Herzstillständen auf dem Rasen und im Stadion. Der Schwerpunkt des Symposiums lag jedoch auf der Verletzungs-Vorbeuge und der Rolle der medizinischen Abteilung bei Klubs und Nationalmannschaften.

"Das Symposium war ein Erfolg, weil sich alle einig waren, dass medizinische Fragen nicht alleine in den Händen von Ärzten liegen sollten", erklärte Michel D'Hooghe, der Vorsitzende der Medizinischen Kommissionen bei UEFA und FIFA. "Die Aufgaben der Mediziner sind so komplex geworden, dass eine einzelne Person damit überfordert wäre. Medizin ist zu einem Teamsport geworden."

Diese Position unterstrich auch der ehemalige Top-Schiedsrichter Markus Merk. "Wichtigstes Kapital der Spieler ist ihre Gesundheit und die Schiedsrichter müssen das Ihre tun, um die Spieler zu schützen", meinte er. "Wir müssen in Sekundenschnelle Entscheidung treffen, wie wir gesundheitsgefährdendes Verhalten auf dem Platz am wirkungsvollsten sanktionieren, und wir müssen angemessen entscheiden, wenn ein Spieler zu Boden gegangen ist. Einerseits wollen wir ein flüssiges Spiel, andererseits haben wir die Pflicht, das Spiel sofort zu unterbrechen, wenn sich ein Spieler ernsthaft verletzt haben könnte."

Am ersten Tag des Symposiums hielt Andy Roxburgh, Technischer Direktor der UEFA, eine Präsentation ab, die sich mit der "Mannschaft hinter der Mannschaft" befasste. Die Bedeutung der medizinischen Abteilung für die Gesundheit aller Spieler im Kader wurde auch vom ehemaligen schwedischen Nationaltrainer Lars Lagerbäck unterstrichen. "Bei uns waren die Mediziner immer voll in all unsere Besprechungen integriert, wir haben sie immer spüren lassen, wie wichtig uns ihre Teilnahme ist", sagte er. "Ihr Feedback bei Themen wie der Leistungsanalyse und individuellen Fitness-Einschätzungen war für uns extrem wertvoll."

Unter den Zuhörern war am zweiten Tag auch UEFA-Ehrenpräsident Lennart Johansson, der meinte: "Es macht keinen Sinn für einen nationalen Verband, einen medizinischen Experten zu engagieren und dann nicht auf das zu hören, was er oder sie zu sagen haben."

Eine oft gestellte Frage bei den Diskussionsgruppen war, was die UEFA noch tun könne, um den medizinischen Abteilungen zu helfen. Mit viel Lob bedacht wurde die noch laufende UEFA-Verletzungs-Studie, die in den letzten neun Jahren gut 11 000 Verletzungen und rund 1,1 Millionen Stunden Trainings- und Spieleinheiten unter die Lupe genommen hat.

"Wir hören manchmal, dass die Zahl der Verletzungen zunimmt, aber das stimmt einfach nicht", berichtete Professor Jan Ekstrand, der stellvertretende Vorsitzende der Medizinischen Kommission der UEFA, der dieses Projekt koordiniert. "Unsere Daten zeigen, dass ein Top-Klub pro Saison im Schnitt mit rund 50 Verletzungen rechnen muss, neun davon sind schwerer Natur, dabei treten Achillessehnenverletzung am häufigsten auf."

Verletzungen haben natürlich auch immer einen Einfluss auf die Leistungen der Mannschaften, oder wie Michel D'Hooghe bemerkte: "Es ist erwiesen, dass Tabellenpositionen durch die Häufigkeit von Verletzungen beeinflusst werden, dies ist ein gewichtiges Argument in Diskussionen mit den Klub-Vorständen. Doch das Symposium in Stockholm hat ein sehr weites Themenfeld abgedeckt und ich bin froh, sagen zu dürfen, dass wir alle für die Zukunft wichtige Ideen und Informationen mit nach Hause nehmen können."