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Zwei Sportarten - zwei Trainerperspektiven

Trainerausbilder

Der nordirische Nationaltrainer Michael O’Neill und sein irisches Rugby-Pendant Joe Schmidt boten den europäischen Trainerausbildern bei einem UEFA-Workshop in Belfast Einblicke in das Trainerwesen zweier verschiedener Sportarten.

Der nordirische Nationaltrainer Michael O’Neill beim UEFA-Workshop in Belfast.
Der nordirische Nationaltrainer Michael O’Neill beim UEFA-Workshop in Belfast. ©Sportsfile

Europäische Fußballtrainerausbilder sammelten interessante Erfahrungen und Ratschläge rund um das Trainerwesen zweier verschiedener Sportarten – Fußball und Rugby.

Beim UEFA-Workshop zur Trainerausbildung in Belfast boten der nordirische Nationaltrainer Michael O’Neill und sein irisches Rugby-Pendant Joe Schmidt den Trainerausbildungsexperten faszinierende Einblicke in das Trainerwesen und seine unzähligen Facetten, die zur Förderung guter Fußballer unerlässlich sind.

Joe Schmidt vor den UEFA-Trainerausbildern
Joe Schmidt vor den UEFA-Trainerausbildern©Sportsfile

Beide Redner sprachen über die beruflichen Qualitäten erfolgreicher Trainer und deren Herausforderung, Mannschaften mit Siegermentalität zu formen und zu motivieren, sowie über die persönlichen Charaktereigenschaften, die im Umgang mit Spielern und bei der Bewältigung schwieriger Situationen erforderlich sind. 

Michael O’Neill, der seit 2012 nordirischer Nationaltrainer ist, erläuterte, wie er den schwierigen Start in seinem Amt aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse auf dem Platz gemeistert und sein Team an die EM-Endrunde 2016 in Frankreich – der erste Auftritt Nordirlands an einem großen Turnier seit 30 Jahren – und in die bevorstehenden Playoffs zur FIFA-WM geführt hat. „Am Anfang hatte kaum jemand irgendwelche Erwartungen. So mussten wir die Einstellung ändern und eine positive Atmosphäre schaffen“, so O’Neill.

„Wir sprachen mit den Spielern offen darüber, was wir erreichen wollten. Wir schafften es, dass die Spieler höhere Ansprüche an sich stellten, und übertrugen den erfahreneren Spielern die entsprechende Verantwortung. Schritt für Schritt fingen sie an, daran zu glauben, dass wir etwas erreichen können. Wir entwickelten im Kader einen echten Teamgeist und ab diesem Zeitpunkt ging es aufwärts.“

Das Ergebnis war ein herausragender EM-Qualifikationswettbewerb, den die nordirische Auswahl als Gruppenerster beendete und so erstmalig eine EM-Endrunde bestreiten durfte. Das Team von Michael O’Neill zeigte mit dem Erreichen des Achtelfinales auch in Frankreich eine fantastische Leistung. „Wir konnten den positiven Schwung nach Frankreich mitnehmen – es war wirklich ein magisches Erlebnis“, erinnerte sich O’Neill.

„Spieler wollen nicht auf eine Nationalmannnschaftskarriere mit 70 Länderspieleinsätzen, aber ohne greifbare Ergebnisse zurückblicken. Unsere Spieler hatten sich die Gelegenheit erarbeitet, an einer großen Endrunde teilzunehmen.“

Für O’Neill sollten die nordirischen Leistungen anderen kleinen Ländern als Vorbild dienen, daran zu glauben, dass auch sie es schaffen können. „Wenn man die richtige Gruppe an Spielern und die richtige Organisation hat und wenn alle am gleichen Strang ziehen, ist alles möglich“, betonte er.

Der Glaube an sich selbst und mentale Stärke sind die wichtigsten Charaktereigenschaften für einen Trainer. „Wenn man das Vertrauen der Spieler gewinnen will, muss man sich selbst treu bleiben“, sagte er. „Man muss stark genug sein, mitunter auch schwierige Entscheidungen zu treffen. Man muss eine eigene Persönlichkeit entwickeln und authentisch sein.“

Joe Schmidt hat die irische Rugby-Auswahl zu zwei Titeln beim Six-Nations-Turnier geführt sowie europäische Klubwettbewerbstitel mit dem irischen Klub Leinster Rugby gewonnen. Auch er bot einen Einblick in die richtigen Zutaten erfolgreicher Trainer und siegreicher Teams.

„Man braucht die richtigen Leute, die hart für sich und andere arbeiten“, sagte er. „In diese Spieler muss man investieren und ihnen das Gefühl geben, dass sie dir vertrauen können. Dann werden sie die Werte verinnerlichen, mit denen du versuchst, deine Ziele zu erreichen.“

Der Neuseeländer, der seit 2013 die irische Nationalmannschaft leitet, ist der Ansicht, dass Trainer „Energizer“ sein müssen. „Energie ist ansteckend“, so Schmidt. „Wenn man es nicht schafft, ein energiegeladenes Trainingsumfeld zu kreieren, dann ist es sehr schwer für die Spieler, entsprechend zu reagieren. Man muss als Katalysator agieren.“

Für Schmidt muss ein Trainer auch klar und deutlich in seiner Kommunikation sein. „Man muss seine Botschaften in jeder Situation effizient vermitteln können. Der Schlüssel dabei ist Konsistenz“, so Schmidt.

„Trainer müssen sich selbst hinterfragen und sie müssen akzeptieren, dass auch andere dies tun, seien es die Spieler oder die Medien“, erläuterte Schmidt seinen Zuhörern. „Als Trainerausbilder muss man den Trainern beibringen, an sich selbst zu glauben, und ihnen gleichzeitig aufzeigen, dass ihre Überzeugungen mitunter auch hinterfragt werden. Trainer müssen an ihren Überzeugungen festhalten. Wenn sie eine klare Philosophie haben, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die Spieler daran glauben werden.“