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Analyse der Trends der Women's EURO

Trainerausbilder

Die UEFA Women’s EURO 2017 hat im Frauenfußball neue Maßstäbe gesetzt – in Amsterdam kamen die europäischen Frauennationaltrainer zusammen, um die technischen und taktischen Trends des Turniers zu erörtern.

Die Niederländerinnen feiern den Gewinn der UEFA Women's EURO 2017.
Die Niederländerinnen feiern den Gewinn der UEFA Women's EURO 2017. ©Sportsfile
Gruppenfoto der Konferenz in Amsterdam.
Gruppenfoto der Konferenz in Amsterdam.©Sportsfile

Die Emotionen der UEFA Women’s EURO 2017 waren noch kaum verflogen, als die UEFA am Montag zu einer weiteren Veranstaltung in den Niederlanden lud, um auf das Turnier zurückzublicken, das die im Frauenfußball erzielten Fortschritte auf eindrucksvolle Weise zutage gefördert hat.

Die eingeladenen Experten analysierten in Amsterdam die Frauen-EM-Endrunde insbesondere aus technischer und taktischer Sicht, diskutierten über aktuelle Trends und setzten sich mit der Frage auseinander, in welche Richtung sich der Frauenfußball auf dieser Stufe künftig entwickeln soll.

Bei der UEFA-Konferenz für Frauen-Nationaltrainer kamen die Coaches der Frauennationalteams Europas, die technischen Experten der UEFA Women’s EURO, Mitglieder der UEFA-Kommissionen für Frauenfußball und für Entwicklung und technische Unterstützung sowie Vertreter der FIFA und der anderen Konföderationen zusammen. 

Die Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg (Mitte), der ehemalige dänische Nationalcoach Nils Nielsen (links) und der Geschäftsführende Direktor Technische Entwicklung der UEFA, Ioan Lupescu.
Die Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg (Mitte), der ehemalige dänische Nationalcoach Nils Nielsen (links) und der Geschäftsführende Direktor Technische Entwicklung der UEFA, Ioan Lupescu.©Sportsfile

Nach der ersten Frauen-EM-Endrunde mit 16 Mannschaften bilanzierte Anne Rei, Vorsitzende der UEFA-Kommission für Frauenfußball, dass die Erweiterung des Teilnehmerfelds gerechtfertigt gewesen sei und mehr Spielerinnen denn je die Chance erhalten hätten, sich auf der größten Bühne des europäischen Frauenfußballs zu präsentieren.

„Das Turnier war für Fans und neutrale Beobachter gleichermaßen faszinierend“, so Rei weiter. „Es sind neue Nationalteams aufgetaucht, die eine ernsthafte Konkurrenz für die traditionellen Nationen darstellen. Darüber hinaus haben sich mehrere talentierte Newcomerinnen als Spitzenspielerinnen etabliert, die den Frauenfußball in den nächsten Jahren sicherlich mitprägen werden.“

Eine bedeutende taktische Erkenntnis aus dem Turnier waren die Entwicklungen im Defensivverhalten mit ausgezeichnet organisierten Abwehrreihen.

Eine Konsequenz daraus, so erfuhren die Konferenzteilnehmer, war ein neuer Negativrekord von 2,19 Toren pro Spiel (insgesamt 68 Treffer in 31 Partien). Für die Trainer und ihre Teams bestehe die Herausforderung für die Zukunft somit darin, neue Angriffstaktiken zu entwickeln, um die soliden Abwehrreihen zu überwinden. 

Auch die mentale Vorbereitung hat auf dieser Stufe des Frauenfußballs an Bedeutung gewonnen, wie die gut eingestellten Mannschaften bei der EM-Endrunde gezeigt haben.

„Auf heimischem Boden zu spielen bedeutet natürlich Druck“, sagte die niederländische Europameistertrainerin Sarina Wiegman im Technischen Bericht zur Women’s EURO 2017, der bei der Konferenz herausgegeben wurde. „Deshalb haben wir eine Mentaltrainerin an Bord geholt. Wenn man [die Spielerinnen] aber zusätzlich auf die Begleiterscheinungen eines solchen Turniers vorbereitet, erreicht man alleine dadurch Einiges.“

„Das Turnier hat gezeigt, dass es schwierig sein kann, mit der Turnieratmosphäre zurechtzukommen“, erklärte Hesterine de Reus, technische Beobachterin der UEFA. „Ich denke, dass die Unterstützung im mentalen Bereich in diesem Kontext wirklich wichtig wird.“

Neben der stärkeren mentalen Verfassung zeugt auch die verbesserte Fitness der Spielerinnen von den Fortschritten im Frauenfußball auf höchster Ebene.

Die Teams verfügten über genügend Ausdauer und Disziplin, um die Konzentration während des gesamten Spiels hochzuhalten – 88 % der Spiele mit Toren wurden denn auch von der Mannschaft gewonnen, die das 1:0 erzielte.

16 Mannschaften waren bei der diesjährigen UEFA Women's EURO dabei.
16 Mannschaften waren bei der diesjährigen UEFA Women's EURO dabei.©Sportsfile

Bedenken äußerten die Coaches angesichts der Schwierigkeiten, die der Übergang von der U19- zur A-Stufe jungen Spielerinnen häufig bereitet. Es müssten Maßnahmen ergriffen werden, um die Spielerinnen in dieser Übergangsperiode hin zum Profistatus in den Vereinen und Nationalmannschaften zu unterstützen.

Sarina Wiegman (links) und Anne Rei.
Sarina Wiegman (links) und Anne Rei.©Sportsfile

In Amsterdam herrschte ferner Einigkeit darüber, dass die Anstrengungen, die Zahl der Trainerinnen im Fußball zu steigern, weiter verstärkt werden müssen. Mit ihrer diesbezüglichen Kampagne im Rahmen ihrer Frauenfußball-Entwicklungsstrategie ist die UEFA hier an vorderster Front aktiv.

Der Frauenfußball hat durch die Women’s EURO 2017, bei der Rekordzuschauerzahlen verzeichnet wurden, stark an Popularität gewonnen. Mit insgesamt 240 045 Besuchern wurde die bei der Endrunde 2013 in Schweden aufgestellte Bestmarke von 216 888 Zuschauern übertroffen.

Auch die Einschaltquoten waren höher als je zuvor: 178 Mio. Menschen sahen sich die Live-Übertragungen an und mehrere Märkte meldeten neue Rekordzahlen; hinzu kommen 5,9 Mio. Sehminuten bei den Live-Streams auf UEFA.tv.

Das Ziel, eine festliche Atmosphäre zu kreieren, wurde dank zahlreicher viel beachteter Aktivitäten und Initiativen erreicht. Viel Aufmerksamkeit erhielt auch das Bestreben der UEFA, Mädchen zum Fußballspielen zu ermuntern – insbesondere durch ihre im Vorfeld der Endrunde gestartete Kampagne Together #WePlayStrong.

Auszeichnung für siegreiche Trainerin Wiegman
Anne Rei überreichte Sarina Wiegman eine besondere Auszeichnung für ihre Leistung, die Niederlande zum ersten Titel bei einer Women’s EURO geführt zu haben. Dieser Erfolg, für den sie lediglich sechs Monate Vorbereitungszeit hatte, dürfte den Frauenfußball im Land des amtierenden Europameisters nachhaltig verändern.

„Wir wollten zeigen, wer wir sind, was wir können und dass wir als Team zusammenspielen können. Das Teamwork war da, der Kampfgeist war da, und auch der Wille, guten Fußball zu spielen.“

„Wir haben stets versucht, Druck von den Spielerinnen zu nehmen. Unser Ziel war einfach, unser Bestes zu geben. Das war der Schlüssel zum Erfolg.“

„Am wichtigsten ist aber, dass die Leute begonnen haben, den Frauenfußball zu mögen. Ich hoffe, dass dies der Entwicklung des Frauenfußballs zugutekommen wird.“