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Titel in der UEFA Youth League als Ziel

Am Freitag beginnt die Endrunde der UEFA Youth League in Nyon. Die UEFA-Trainerpublikation The Technician hat sich aus diesem Grund mit Chelseas U23-Trainer Adi Viveash unterhalten.

Chelseas U23-Trainer Adi Viveash mit dem Pokal der UEFA Youth League
Chelseas U23-Trainer Adi Viveash mit dem Pokal der UEFA Youth League ©Getty Images

Als U23-Trainer ist Adi Viveash beim FC Chelsea für die Spieler zuständig, die auf dem Sprung in die erste Mannschaft unter Trainer Antonio Conte sind. In The Technician erzählt er von den Herausforderungen, mit denen der Nachwuchs konfrontiert ist, und von seiner Rolle in der Talentförderung. Zu Beginn blickt er indes zurück auf die Erfolge, die seine Schützlinge in der UEFA Youth League 2014/15 und 2015/16 gefeiert haben.

Was hat die UEFA Youth League Ihren Spielern gebracht?
Im Wesentlichen die Erfahrungen, die man aus einem solchen Turnier mitnimmt. Wenn man einmal Chelsea als Beispiel nimmt: Unsere Spieler müssen in der Lage sein, auf internationalem Niveau zu spielen, mit anderen Spielweisen, kulturen und systemen zurechtzukommen. Ich denke auch, dass es eine gute Lernerfahrung war zu spüren, wie sich so eine Partie anfühlt. So etwas zeigt sich ja immer darin, was man mit dem neu gewonnenen Wissen anfängt, und die Tatsache, dass so viele dieser Youth-League-Spieler, die im ersten Jahr den Titel gewonnen haben, mittlerweile in den A-Mannschaften aller möglichen europäischen Klubs spielen, zeigt, dass sie all diese Dinge hinzugelernt haben. Man misst sich da mit Spielern, auf die man im heimischen Ligabetrieb nicht jede Woche trifft – das ist einfach eine ganz andere Herausforderung. Das ist das, was wir uns alle wünschen: dass sie in jungen Jahren möglichst vielen unterschiedliche Problemstellungen bewältigen.

Wie ist es, einen Spieler wie Andreas Christensen dann auf der ganz großen Bühne spielen zu sehen, in seinem Fall in der UEFA Champions League mit Borussia Mönchengladbach?
Wenn man mit Spielern auf dieser Ebene gearbeitet und ihnen viel von seinem eigenen Wissen vermittelt hat, macht es einen natürlich sehr stolz, sie auf höchstem Niveau spielen zu sehen. Andreas hat, glaube ich, keine fünf Monate nach dem Youth-League-Finale gegen Schachtar Donezk in der Königsklasse gegen Manchester City die Manndeckung von Sergio Agüero übernommen. Das ist der beste Maßstab. Bei Chelsea gibt es einige Jungs im Dunstkreis der ersten Mannschaft, wie Ruben Loftus-Cheek oder Dominic Solanke, die auch schon in der Champions League auf dem Platz standen. Es macht einen sehr stolz und gibt einem das Gefühl, einen kleinen Teil zu ihrer Erfolgsgeschichte beigetragen zu haben.

Chelsea nach dem Gewinn der UEFA Youth League 2015/16
Chelsea nach dem Gewinn der UEFA Youth League 2015/16©Getty Images

Welche Bedeutung hatte der Gewinn der Youth League für Sie? 
Es ist das Pendant der Champions League auf Juniorenebene, ein ganz wichtiges Turnier. Wir wissen, wie viel Arbeit in beiden Spielzeiten investiert wurde und wie schwierig es war, zweimal den Titel zu holen. Den Spielern war dies auch bewusst. Sie waren wirklich auf diese Wettbewerbe fokussiert, wie auch wir von der Akademie – wir wollten eine gute Leistung abliefern. Wir hatten beide Male das Gefühl, einen wirklich starken Kader zu haben. Im ersten Jahr hatten wir vor allem eine Menge hoch begabter Spieler, während im zweiten Jahr die mannschaftliche Geschlossenheit überwog. Aber beide Teams verfügten über jede Menge Talent und Charakter. Abgesehen von Erfahrungen in der ersten Mannschaft gibt es nichts Besseres, als Titel zu gewinnen, insbesondere auf internationaler Ebene, und wir haben einige wirklich hervorragende Teams geschlagen. Viele der Spieler, die in den beiden Jahren zum Einsatz kamen, sind bei Chelsea großgeworden, besonders die aus der letztjährigen Elf und ein halbes Dutzend aus dem ersten Jahr. Dann bedeutet das natürlich viel; sie haben über mehrere Jahre zusammen trainiert, um dieses Niveau zu erreichen, und einen Wettbewerb zu gewinnen ist ein enormer Entwicklungsschritt. Wenn man für einen Spitzenverein spielen will, muss man wissen, wie es sich anfühlt zu gewinnen, und die UEFA Youth League ist sicher ein ganz wichtiger Wettbewerb.

Wie lange sind Sie schon in der Nachwuchsarbeit von Chelsea tätig?
Ich bin seit neun Jahren hier und habe seither viele Fortschritte konstatiert – bei den Spielern, aber auch bei mir. Ich habe bei der U12 angefangen und seitdem diverse Funktionen innegehabt, darunter U16-Trainer und drei Jahre als U18-Cheftrainer. Jetzt bin ich im dritten Jahr für die höchste Alterskategorie der Akademie zuständig, und habe in diesem Rahmen auch die U19 bei ihren Youth-League-Erfolgen begleitet.

Gibt es in der Akademie bestimmte Trainer, die für bestimmte Altersgruppen besonders geeignet sind? Und wie wird festgelegt, wer welche Altersgruppe trainiert?
Diese Entscheidung trifft der Leiter der Juniorenentwicklung. Pro Altersklasse gibt es zwei Trainer und es hängt davon ab, welche Fähigkeiten man mitbringt und wie erfolgreich man ist – in jeglicher Hinsicht: nicht nur, was die Wettbewerbe betrifft, sondern auch in der täglichen Arbeit und der Planung. Wenn man für gut genug gehalten wird, werden einem natürlich eher die höheren Altersklassen zugeteilt. In meinem Fall war ich relativ erfolgreich und ich erkläre mir das so, dass ich offenbar die nötigen Fähigkeiten besaß, die sie in der Akademie im obersten Bereich erwarten. Da bin ich nun, aber wichtig ist, tagtäglich einen guten Job zu machen und die in einem so großen Klub erforderlichen Fähigkeiten mitzubringen, d.h. in der Lage zu sein, Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen.

Wie unterscheidet sich das Training in den einzelnen Altersgruppen bei Chelsea?
Bis zur U11 wird in Neuner- oder Siebener-Teams gespielt, ab der U12 dann Elferfußball. Auch hinsichtlich des Niveaus und der Menge an Information, die die Spieler aufnehmen können, gibt es gewisse Unterschiede. Das Wichtigste in diesem Alter sind die Grundlagen, deshalb wird daran auch viel gearbeitet. Im Allgemeinen wechseln die Spieler in diesem Alter nicht viel zwischen den einzelnen Altersklassen hin und her. Vielmehr spielen Positionswechsel eine große Rolle, da sie sich ja noch im Wachstum befinden.

Ab der U13 sind sie dann einen Tag [pro Woche] von der Schule freigestellt, sodass Training und Unterricht hier stattfinden. Man kann ihnen in diesen jungen Jahren so mehr beibringen, das ist besser als zu der Zeit, als ich anfing. Ab der U16 gibt es dann Vollzeittraining und Vollzeitunterricht, d.h. sie trainieren jeden Tag. Sie werden dann geführt wie ein Juniorenteam. Und die U18 trainiert genau wie die A-Mannschaft – tägliches Training, doppelte Einheiten am Morgen und am Nachmittag, Kraftraum, individuelles Programm. Sie arbeiten kontinuierlich an den Bereichen, wo sie Bedarf haben. Sie haben auch anderenorts Fußballschulungen und Kurse, und einige von ihnen machen ihr Abitur.

Chelseas Erfolgsteam von 2015/16
Chelseas Erfolgsteam von 2015/16©Getty Images

Der Hauptunterschied zwischen U18 und U23 ist, dass die U18 regelmäßig samstags spielt. Das heißt, sie trainieren montags bis freitags und spielen samstags. In unserer Altersklasse können wir freitags, samstags, sonntags oder montags spielen, was bedeutet, dass wir verschiedene Trainingspläne in der Hinterhand haben und in der täglichen Arbeit etwas flexibler sein müssen. Und weil wir am nächsten an der ersten Mannschaft dran sind, müssen wir auch so nah wie möglich am realen Spiel bleiben. Das sind so die Herausforderungen, und die entsprechenden Fähigkeiten muss man über die Jahre als Trainer entwickeln, um auf dieser Ebene arbeiten zu können. Bei mir war das so. Ich habe mir auf der einen Seite all das angeeignet, andererseits war ich selbst Spieler und weiß aus 20-jähriger Erfahrung, wie es in der Kabine zugeht, was für Situationen auftreten können und wie man mit bestimmten Spielertypen umgeht.

Thema Sportwissenschaften – inwiefern nutzen Sie diese in Ihren Planungen?
Wir arbeiten mit einem GPS-Tracking-System, d.h. jede Trainingseinheit wird aufgezeichnet. Die Spieler tragen Brustgurte zur Messung der Herzfrequenz. Die wissenschaftlichen Daten haben einen ziemlich großen Einfluss auf unsere Planungen. Wir erstellen täglich einen Bericht, den wir am Abend durchgehen, bevor wir mit der Planung des nächsten Tages beginnen. So können wir die einzelnen Spieler einschätzen und gezielt ansprechen, in dem Sinne, dass wir einen Gang zurückschalten und ihnen eine Pause gewähren, wenn sich Ermüdungserscheinungen zeigen, oder eben auch einen Gang hoch. Wir setzen die Technologie auch in unseren Spielen ein, um Vergleiche mit der ersten Mannschaft anstellen zu können, aber auch mit gleichaltrigen Spielern früherer Jahrgänge und mit Gegnern.

Sportwissenschaften spielen bei uns eine große Rolle, sie helfen den Spielern und die wiederum zeigen ein großes Interesse dafür. Sie lernen daraus. Wir haben zwei Fitnesstrainer hier, die regelmäßig mit den Spielern diskutieren und sie beurteilen. Sie zeigen ihnen die Daten und erklären ihnen, worauf sie bei der Analyse achten. Für die Spieler ist es wichtig, ihren Körper zu verstehen und zu wissen, woher das kommt, wenn es sich anfühlt, als hätten sie die Belastungsgrenze erreicht.

Ab welchem Alter verwenden Sie Tracking-Systeme?
Bei der U13 und der U14 haben wir es testweise eingesetzt – gelegentlich im Abendtraining. In der U15 kam es in einigen Spielen zum Einsatz, aber in der U16, U18 und U23 checken wir die Daten jeden Tag.

Worauf achten Sie bezüglich Schularbeiten, Ernährung und Schlafgewohnheiten der Jungen?
Wir überprüfen das regelmäßig. Am Morgen sprechen die Physiotherapeuten mit den Spielern und fragen nach, und wenn uns etwas auffällt oder zu Ohren kommt, dann sehen wir zu, dass wir die Sache in den Griff bekommen. Bei der Intensität unseres Trainings merkt man ziemlich schnell, wenn es einem nicht gut geht oder er einen Durchhänger hat. Im Allgemeinen nehmen wir die Daten zu Hilfe und reden einfach mit den Jungs. Wir haben ein sehr gutes, offenes Verhältnis mit unseren Spielern. Es ist ein Geben und Nehmen. Für jede Art von Auffälligkeit – sei es aufgrund von Erkrankungen, Verletzungen oder persönlichen Schwierigkeiten – gibt es Konzepte, um der betreffenden Person die Hilfe zu bieten, die sie braucht. Wir sind strukturell sehr gut aufgestellt und verfügen über mehrere Mitarbeiter, die sich ausschließlich um diesen Themenkomplex kümmern.

Wir haben vorhin schon einmal das Thema Schule angesprochen. Können Sie das etwas näher ausführen?
Die Trainer kommen aus einer Schule in einer benachbarten Kleinstadt, Epsom, zu uns und unterrichten die Schüler ab der U13 in Gruppen oder individuell. Wir haben außerdem eine Vereinbarung mit der nahegelegenen Parkside School in Cobham, an der die Jungen der U16 an bestimmten Wochentagen unterrichtet werden. Es gibt also ein breit gefächertes schulisches Angebot innerhalb der Akademie.

Fikayo Tomori (rechts) trifft für Chelsea im Finale der UEFA Youth League 2015/16 gegen Paris Saint-Germain
Fikayo Tomori (rechts) trifft für Chelsea im Finale der UEFA Youth League 2015/16 gegen Paris Saint-Germain©Getty Images

Ist es schwierig, die schulischen Pflichten im Blick zu behalten, wenn man davon träumt, Profifußballer zu werden?
Wir haben hier ehrgeizige Spieler, aber ihre schulischen Ergebnisse sind uns sehr wichtig. Die Führungsspitze der Akademie schaut sich die Prüfungsergebnisse sehr genau an und achtet darauf, dass die Trainer und der Betreuerstab optimale Voraussetzungen für den schulischen Erfolg schaffen. Ganz allgemein ist heute in der Gesellschaft der Leistungsdruck höher. Der Fußball ist ein unsicheres Geschäft und es gibt viele, die es nicht bis ganz nach oben schaffen. Deshalb muss man schauen, dass man auch in der Schule möglichst gut ist, um einen Plan B zu haben.

Man hört immer wieder, wie leicht es die jungen Spieler im Vergleich zu früher hätten. Aber mit welchen Herausforderungen sind sie konfrontiert, verglichen mit vor 20 oder 30 Jahren?
Die sozialen Medien bringen es mit sich, dass sie nicht nur einen Trainer haben, wie wir früher, oder einen Trainerassistenten, der ihre Leistung analysiert, sondern mehr oder weniger viele Follower auf Twitter, die ihre Spiele kommentieren. Hier wird jedes Spiel aufgezeichnet und die meisten Spiele werden live übertragen, was bedeutet, dass sie ein weltweites Publikum haben, das jede ihrer Aktionen bewertet. Was das Finanzielle betrifft, existierten auch zu meiner Zeit schon Fallstricke, aber nicht in demselben Ausmaß wie heute. Auch die äußeren, fußballfremden Einflüsse bergen nach wie vor Gefahren und man kann leicht in eine Falle gehen. Heute kommen aber vor allem die großen psychologischen Anforderungen hinzu, wegen der großen Öffentlichkeit, die dazu führt, dass man weltweit präsent ist. Man kann sich nirgendwo verstecken, und man hat keine Minute Ruhe als Nachwuchsspieler von heute. Bei einigen ist das selbstverschuldet, aber andere können gar nichts dazu.

Die Aufmerksamkeit, die sie bekommen, ist einfach riesig und für einige ist es schwierig, damit umzugehen – sie brauchen viel Hilfe in diesem Bereich. Ich glaube, die größte Aufgabe für den Fußball im nächsten Jahrzehnt sind die externen Einflüsse, die Leute im Umfeld der Toptalente und inwieweit sie die Kontrolle übernehmen, und ob es wird wie im amerikanischen Sport, wo z.B. der Quarterback im American Football eine herausragende öffentliche Person ist. Schauen Sie sich Tom Brady an – ständig wird ein Riesen-Tamtam um ihn gemacht, doch die Sportler dort können damit umgehen. Aber die jungen Spieler haben eine Menge Leute in ihrem Umfeld, nicht nur Berater, sondern auch Betreuer, und man muss aufpassen, dass alle jederzeit die richtigen Informationen erhalten. Für junge Spieler ist das eine große Herausforderung.

Welche besonderen Qualitäten interessieren Sie bei Ihren Nachwuchsspielern bei Chelsea am meisten? Was muss ein 16-Jähriger haben, um im Rennen zu bleiben?
Mit 16 ist man seit acht Jahren dabei, d.h. die Entscheidungsträger können sich schon ein Bild von einem machen. Wir möchten Charaktere und je nach Position unterschiedliche Eigenschaften. Das Übliche: Haben sie einen schnellen Antritt? Sind sie physisch stark? Sind sie technisch stark? Auf die Körpergröße kommt es dabei nicht an. Sie müssen keine 1,95 m groß sein – 1,65 m können auch reichen. Aber sind sie explosiv? Kommen sie mit Tacklings zurecht? Sind sie selbst zweikampfstark? Haben sie das Auge für den Mitspieler? Bleiben sie unter hohem Druck gelassen? Wie verhalten sie sich defensiv? Wie geben sie sich abseits des Platzes? Nehmen sie taktische Ratschläge an? Ganz unterschiedliche Dinge. Fügen sie sich gut ins Team ein? Was für ein Charakter sind sie? Aus was für einem Elternhaus stammen sie? Wir tun eine Menge in diesem Bereich, deshalb wissen wir schon früh viel über die Spieler, aber das sind die Sachen, auf die wir Wert legen.

Oder auch wie sie wachsen – jetzt nicht körperlich, sondern als Spieler. Haben sie noch Potenzial und welche Unarten muss man ausmerzen? Natürlich sind sie noch jung, aber sind sie bereit, den berühmten Extraschritt zu gehen, um auf höchstem Niveau mithalten zu können? Die meisten Spitzenfußballer, egal wo auf der Welt, sind Eigenbrötler, würde ich meinen. Und doch sind alle ein kleines bisschen unterschiedlich – soll heißen, dieselbe eiserne Entschlossenheit drückt sich bei jedem etwas anders aus. Aber wenn sie vorhanden ist, dann ist es die Mühe wert, tagtäglich mit ihnen an den anderen Punkten zu arbeiten, die nicht von selbst kommen wie das gottgegebene Talent.

Ab welchem Alter trainiert man bei Chelsea?
Es gibt mittlerweile U7-Gruppen in unseren Entwicklungszentren im Großraum London, d.h. die Kinder fangen mit sechs Jahren an. In der U7 wird geschaut, wer das nötige Talent mitbringt. Diese Spieler kommen dann zur U8 bei Chelsea, wo wir diejenigen herauspicken, die das U9-Programm beginnen; das bedeutet Training an drei Abenden in der Woche und ein Spiel am Sonntag.

Wann beginnt der Wettkampfsport?
Vor der U18 kann man hier keinen Ligasport betreiben, aber es werden eine Menge Turniere bestritten. Dazu gehören ab der U9 Turniere im Ausland und mit der U12 beginnt der Premier-League-Cup, an dem Mannschaften aus verschiedenen Akademien in ganz England teilnehmen. In der U16 finden neben dem Premier-League-Turnier auch Freundschaftsspiele statt.

Welche Bedeutung haben Leihverträge für den Nachwuchs von Chelsea?
Für die Spieler ist es sehr wichtig, Erfahrungen im Erwachsenensport zu sammeln. Wenn sie gut genug sind, sollten sie so früh wie möglich weggehen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. In der Premier League werden die Stammspieler tendenziell immer älter. In manchen Fällen liegt das Einstiegsalter heute bei 21 oder 22 Jahren. Dabei muss man bei den Aktiven gespielt haben, um zu verstehen, worum es auf dieser Stufe geht, nämlich schlicht um Sieg oder Niederlage. Das klingt simpel, aber man muss erst lernen, wie es sich anfühlt, in einem Ernstkampf zu den Gewinnern oder zu den Verlierern zu gehören. Außerdem ist es etwas anderes, sich mit ausgewachsenen Männern zu messen, die vielleicht 14 oder 15 Jahre älter sind als man selbst und über langjährige Erfahrung auf dieser Ebene verfügen. Und dann sollen sie herausfinden, ob sie einer Mannschaft ihren Stempel aufdrücken können, d.h. nicht nur wie ein Leihspieler wirken, sondern gewissermaßen wie ein klubeigener Spieler, nur besser!

Chelsea jubelt über ein Tor in der UEFA Youth League
Chelsea jubelt über ein Tor in der UEFA Youth League©Getty Images

Arbeiten Sie eng mit Antonio Conte und seinem Trainerstab für die erste Mannschaft zusammen? Informieren Sie regelmäßig über die Spieler der Akademie und ihren Entwicklungsstand?
Ja, natürlich war der Chefcoach bei etlichen unserer Spiele und gelegentlich absolvieren wir gemeinsame Trainings in Form von Elfer-Trainingspartien mit einigen Spielern des A-Kaders. Er hat die Spieler, die vor dem Durchbruch stehen, im Auge und interessiert sich sehr für die Leihspieler wie Andreas Christensen und Tammy Abraham, Kasey Palmer oder Charlie Colkett. Etliche unserer Spieler sind ausgeliehen und einige hat er in der eigenen Elf. Deshalb interessiert es ihn auch sehr, wie sich die Jüngeren aus meiner Trainingsgruppe entwickeln. Er will informiert werden und hat einige von ihnen im Rahmen seiner diesjährigen Saisonvorbereitung beobachtet. Er möchte ihre wichtigsten Charaktereigenschaften kennen und zeigt großes Interesse an unserer Arbeit im Allgemeinen. Er stellt viele hochinteressante Fragen, und wir fragen ebenso zurück.

Wie schwierig ist es, mit den Erwartungen und Enttäuschungen von Nachwuchsspielern umzugehen?
Das ist ein sehr wichtiger Teil unseres Jobs. Um das gut zu machen, braucht man meiner Meinung nach Erfahrung. Man muss es selbst verstehen können. Wenn man dieselben Situationen erlebt hat wie sie, kann man nachvollziehen, was sie durchmachen. Es geht darum zu wissen, welche Spieler man einsetzen kann... man braucht da diverse Talente, muss Probleme unterschiedlichster Art lösen. Manchmal kommen Spieler einfach rein und wollen mit einem reden, weil sie gerade eine Schulter zum Anlehnen und etwas Unterstützung brauchen. Ein andermal muss man ihnen dann wieder Dinge sagen, die sie wahrscheinlich nicht hören wollen.

Mit den Erwartungen richtig umzugehen, ist auf dieser Stufe wahrscheinlich mit das Schwierigste überhaupt, denn diese Jungs gehören zu den weltweit größten Nachwuchshoffnungen und manchmal wird ihnen dann der Weg von älteren Weltklassespielern versperrt, was nicht immer leicht zu verstehen ist. Ich denke aber, dass gerade da meine Stärken liegen wegen meiner eigenen Spielerkarriere und meinen persönlichen Erfahrungen. Je mehr Lebenserfahrung man hat, desto offener und ehrlicher kann man mit den Spielern sein. Meine Herangehensweise ist immer dieselbe: stets den Spieler in den Mittelpunkt stellen und dann jeden Fall für sich betrachten und ganz ehrlich mit ihnen sein. Ich erzähle ihnen nicht das, was sie hören wollen, sondern das, was sie hören müssen. Manchmal hilft es, manchmal animiert es sie zum Nachdenken, und manchmal sagen sie mir ganz direkt, dass sie das anders sehen – und das ist auch ok so. Ich sage ihnen dann, dass jeder seine Meinung hat. Es ist sehr wichtig, dass sie sagen können, was sie wollen, und bei uns dürfen sie das. Wir möchten ein offenes, gleichberechtigtes Verhältnis. Sie können geradeheraus mit uns reden, und das basiert auf dem Vertrauensverhältnis, das sich über die Jahre mit den Spielern entwickelt.

Goldene Generation 
Seit Adi Viveash 2014/15 die U23-Auswahl von Chelsea übernahm, haben folgende Nachwuchsspieler den Sprung in die erste Mannschaft geschafft.
Dominic Solanke Stürmer
Andreas Christensen Verteidiger (ausgeliehen an Borussia Mönchengladbach) 
Ruben Loftus-Cheek Mittelfeldspieler
Isaiah Brown Flügelspieler (ausgeliehen an Huddersfield Town)
Jake Clarke-Salter Verteidiger (ausgeliehen an Bristol Rovers) 
Fikayo Tomori Verteidiger (ausgeliehen an Brighton & Hove Albion)
Tammy Abraham Stürmer(ausgeliehen an Bristol City)
Ola Aina Verteidiger