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Neuanfang dank Fußball

Die UEFA

Jules Rasoelbaks hat seinen Weg zurück ins Leben gefunden – heute nutzt der 48-jährige Niederländer die Kraft des Fußballs, seine persönliche Geschichte innerhalb des Strafvollzugssystems und sein Talent im zwischenmenschlichen Bereich dafür, ehemaligen Häftlingen beim Neustart im Leben zu helfen.

#EqualGame: Neuanfang dank Fußball in den Niederlanden
Rasoelbaks arbeitet eng mit dem FC Dordrecht zusammen.
Rasoelbaks arbeitet eng mit dem FC Dordrecht zusammen.©UEFA.com

Jeden Monat berichtet die UEFA im Rahmen ihrer Kampagne #EqualGame über eine Person aus einem ihrer 55 Mitgliedsverbände. Sie alle sind Beispiele dafür, wie der Fußball Inklusion, Zugang zum Sport und Vielfalt fördert und dass Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit und soziale Herkunft kein Hindernis sind, Fußball zu spielen und Spaß daran zu haben.

„Ich komme leicht mit Menschen in Kontakt“, erklärt Jules Rasoelbaks – ein geachteter Koordinator bei De Hoop, ein Rehabilitationszentrum im niederländischen Dordrecht, das ehemaligen Drogensüchtigen und Häftlingen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft hilft.

Bei einem Projekt arbeitet Jules Rasoelbaks eng mit dem FC Dordrecht aus der zweithöchsten niederländischen Spielklasse zusammen. „Ich bin eine emotionale Person und habe vom ersten Moment an gesehen, dass wir zum Verein gehören. Wir gehören dazu und so empfinden es auch die Jungs.“

Gemeinsam mit dem Verein hilft er ehemaligen Häftlingen, Arbeitserfahrung im Stadionunterhalt oder als Ordner an Spieltagen zu geben. Er betont, wie wichtig das für sie ist, da sie ein neues Leben aufbauen müssen. Das Endziel besteht darin, dass sie es schaffen, einen bezahlten Job zu finden.

In seiner Jugend spielte Rasoelbaks selber gerne Fußball.
In seiner Jugend spielte Rasoelbaks selber gerne Fußball.©UEFA.com

„Du kannst nicht einfach zu jemandem auf der Straße sagen, er solle jetzt dein Freund sein“, erklärt Rasoelbaks, der selber sehr offen, jedoch unglaublich seriös ist, wenn es um die Arbeit geht. Er erzählt mit viel Begeisterung über die Initiativen von De Hoop mit dem Fußballklub. „Der FC Dordrecht hat uns mit offenen Armen aufgenommen. Eine Zusammenarbeit, bei der man sich einfach geschätzt, anerkannt und für voll genommen fühlt, gibt allen ein gutes Gefühl.“

Jules hat am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es ist, neu anzufangen. Er war sieben Mal im Gefängnis und 22 Jahre lang drogenabhängig. Nun ist er seit fast zehn Jahren sauber und in seiner Arbeit bei De Hoop fallen ihm drei Rollen zu: Brückenbauer, Vertrauensperson und Repräsentant.

„Ich habe gelernt, dass meine Sprache meine stärkste Waffe ist. Ich wage es, Dinge auszusprechen, zu sagen, was vor sich geht und wie ich mich fühle“, sagt er. „Es geht auch darum, Verletzlichkeit zeigen zu können, selbst in einer Vorbildfunktion.“

Durch die Zusammenarbeit mit dem FC Dordrecht schließt sich auch den Kreis zu Rasoelbaks langjähriger Fußballbegeisterung. „Ich war ein ziemlich guter Spieler, hatte Talent. Während meiner Sucht, als ich in der Klinik war und die Jungs Fußball spielen wollten, spielte ich auf einem Platz in Rotterdam.“

Über 35 Jahre später kann Jules nicht mehr spielen, da er an Multipler Sklerose leidet. Seine Erkrankung hält ihn jedoch nicht davon ab, andere mit viel Energie daran zu hindern, in dieselben Probleme hineinzuschlittern, unter denen er in seiner Jugend zu leiden hatte. 

„Im Rehabilitationszentrum organisieren wir jeden Monat ein Fußballturnier, bei dem die Jungs ihre Energie loswerden können. So können sie herunterfahren und eine kurze Zeit lang an etwas anderes denken als an ihre Therapie“, erklärt er. „Dabei geht es emotional zu. Alle spielen gemeinsam, inklusive das Personal. Das schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Kraft des Fußballs zum Ausdruck bringt.“

Rasoelbaks arbeitet mit großem Engagement für seine Arbeit bei De Hoop, das auf Niederländisch „Hoffnung“ bedeutet.
Rasoelbaks arbeitet mit großem Engagement für seine Arbeit bei De Hoop, das auf Niederländisch „Hoffnung“ bedeutet.©UEFA.com

Das niederländische Justiz- und Sicherheitsministerium bemüht sich anhand seines Programms „Arbeit durch Sport“, Häftlinge wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Bisher haben es 54 Teilnehmer geschafft, dank des Programms, an dem 30 Vereine, darunter Dordrecht, teilgenommen haben, Arbeit zu finden.

„Das Programm schafft so eine Win-Win-Situation“, betont Projektleiter Gerko Brink. „Die Zusammenarbeit mit den Vereinen wurde auf die Beine gestellt, um Häftlinge auf innovative und nachhaltige Weise dabei zu unterstützen, wieder eine Arbeit zu finden.

Der größte Nutzen für die Teilnehmer ist jedoch das so entstehende neue soziale Netzwerk“, fügt Brink hinzu. „Ein Fußballklub ist oft ein warmes Nest, ein sauberes soziales Netzwerk und Häftlinge erhalten so das Gefühl der Zugehörigkeit.“

Rasoelbaks selber hat einen langen Weg mit acht Jahren Therapie hinter sich. Nun ist er aber seit neun Jahren auf dem richtigen Weg und zufrieden mit seinem Leben. „Ich arbeite bei De Hoop, habe einen guten Job, Freunde, fünf Kinder und bin Großvater einer Enkelin“, sagt er. „Natürlich hatte ich einige Probleme, doch am Ende zählt, dass ich heute hier bin und für De Hoop viel tun kann – das motiviert mich.“