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Fußball macht mich glücklich – Nadia Nadim

Die UEFA

Im jüngsten Beitrag zu unserer Serie „Fußballkarrieren“ beschreibt Nadia Nadim von Manchester City ihren Lebensweg von ihrer Kindheit unter den Taliban in Afghanistan hin zu ihrem Status als eine der besten Fußballerinnen Europas.

Fußball macht mich glücklich – Nadia Nadim
Fußball macht mich glücklich – Nadia Nadim ©Manchester City FC
Mit zwölf Jahren kam Nadia Nadim aus Afghanistan nach Dänemark.
Mit zwölf Jahren kam Nadia Nadim aus Afghanistan nach Dänemark.©Sportsfile

Mit ihren 30 Jahren blickt Nadia Nadim auf ein bewegteres Leben zurück als die meisten anderen Fußballstars. Nach einer Kindheit unter den afghanischen Taliban kam sie nach Dänemark, wo sie es zu einer der besten Fußballerinnen des Landes, ja Europas, brachte. Seit kurzem steht sie im Kader von Manchester United, während sie gleichzeitig ihr Medizinstudium fortsetzt.

Eine Sache jedoch hat sie während dieser ganzen Zeit stets begleitet: ihre Liebe zum Fußball.

„Ich liebe es; Fußballspielen macht mich glücklich, egal wie gestresst ich bin und was da draußen sonst alles passiert – sobald ich einen Fuß auf das Spielfeld setze und den Ball sehe, tritt alles andere in den Hintergrund“, bekennt die dänische Nationalspielerin.

„Fußballspielen ist so einfach, man kann es überall tun, alleine, mit einem Ball, und wenn man keinen hat, sucht man sich einen anderen runden Gegenstand. Ich glaube, das ist einer der Gründe, weshalb Fußball überall auf der Welt so beliebt ist.“

„Mädchen können Fußball spielen“

In Dänemark begann Nadia mit dem Fußballspielen.
In Dänemark begann Nadia mit dem Fußballspielen.©Getty Images

Als Kind in Afghanistan wusste Nadia zwar, was Fußball ist, selber spielen konnte sie aber, abgesehen von ein bisschen Kicken mit ihrem Vater, der später von den Taliban ermordet wurde, nie. „In diesem Umfeld ein Mädchen zu sein, war kein Spaß“, erinnert sie sich. „Die grundlegendsten Dinge – zur Schule gehen, zur Arbeit gehen, selbst ohne männliche Begleitung auf die Straße gehen – waren verboten. Man durfte nichts.“

Die Dinge änderten sich, als sie mit zwölf Jahren nach Dänemark kam, wenngleich sie zu Beginn in einem Flüchtlingslager lebte. „Neben dem Lager waren diese tollen Sportplätze, und wir gingen immer hin und schauten den anderen Kindern beim Spielen zu“, erzählt sie. „Anfangs setzten wir uns ganz weit weg und beobachten die Spieler, aber mit der Zeit trauten wir uns immer näher heran und irgendwann übernahmen wir die Rolle von Ballkindern und warfen ihnen die Bälle zurück, wenn sie Schusstraining machten. Eines Tages sah ich dann ein Mädchenteam trainieren. Ich war hin und weg, so nach dem Motto: ,Wow, da spielen echt Mädchen.‘“

Es dauerte nicht lange, bis Nadia trotz ihrer rudimentären Englisch- und Dänischkenntnisse die Trainer ansprach, ob sie mitspielen dürfe – und sie machte schnell Eindruck. Noch heute erinnert sie sich mit Stolz an einen ganz besonderen Moment, als sie bei einem örtlichen Turnier mitspielte, obwohl gar keine Mädchenmannschaften daran teilnahmen.

„Ich spielte mit den Jungs und wir traten gegen eine Mannschaft an, die einige richtig gute Spieler hatten, teilweise sogar aus dem U15-Nationalteam. Damals dachte ich, das ist eine große Sache. Der Trainer sagte zu uns: ,Die Jungs sind wirklich, wirklich gut und wir müssen eine Schippe drauflegen, wenn wir gewinnen wollen.‘ Ich glaube, ich stand nicht in der Startelf. Wir lagen 0:1 hinten, ich wurde eingewechselt, schoss das erste Tor und gab die Vorlage zum zweiten. Nach jedem Spiel gab es einen Pokal für den besten Spieler, und den bekam ich. Das war eine Riesensache, wohl mit das erste Mal, dass ich dachte, dass ich gar nicht so schlecht bin.“

Auch wenn das Leben in Dänemark für Nadia zunächst nicht leicht war, ließ sie sich von den Problemen nicht unterkriegen. Neben der Freude am Fußball war sie einfach nur froh, wieder Kind sein zu dürfen. „Wir waren in Sicherheit und man hörte keine Raketeneinschläge. Ich glaube, meiner Mutter ging es nicht gut in dieser Zeit, da sie nicht wusste, was werden würde, ob wir würden bleiben können oder zurückgeschickt würden. Aber wir waren Kinder und ich fand es toll.“

Keine Sonne in Manchester

Anfang 2018 wechselte Nadia Nadim zu Manchester City.
Anfang 2018 wechselte Nadia Nadim zu Manchester City.©Manchester City FC

Sie war ein neugieriger, offener Teenager, der ständig dazulernen wollte. Stundenlang saß sie vor dem Fernseher und schaute Fußball – sie wollte so werden wie David Beckham und Ronaldo. „Ich fand sie wahnsinnig gut und trainierte ununterbrochen.“ Doch nicht nur diesen Idolen, auch ihren Trainern ist sie dankbar dafür, ihr diesen Werdegang ermöglicht zu haben.

Denn mit Nadia Nadims Karriere ging es steil bergauf: vom B52 Aalborg über Team Viborg und IK Skovbakken zum dänischen Rekordmeister Fortuna Hjørring, bevor es sie in die USA zog – zunächst zum FC Sky Blue, anschließend zu Portland Thorns. Zu Beginn dieses Jahres wechselte sie dann zu Manchester City, wo sie direkt zur Schlüsselspielerin avancierte. Sie zeigt sich begeistert, wäre da nicht diese eine Kleinigkeit...

„Es gefällt mir bisher sehr gut und Manchester ist eine tolle Stadt, mal abgesehen vom Wetter. Bis jetzt habe ich die Sonne noch nicht zu Gesicht bekommen, aber ich bin trotzdem sehr glücklich, und meine Familie ist auch in der Nähe, sodass alle etwas davon haben“, erklärt sie.

Vor Nadia Nadim liegen sicher noch einige Jahre als Spitzenspielerin, aber dennoch schmiedet sie schon Pläne für ein Leben nach dem Fußball. Sie möchte Ärztin werden. „Ich möchte Menschen helfen, und ich habe das Gefühl, als Ärztin wäre das möglich. Mir fehlt nur noch ein Semester, dann habe ich meinen Abschluss. Hoffentlich kann ich so etwas an die Menschen zurückgeben, die mir mit meinem Leben geholfen haben. Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin und wie ich die Welt sehe. Dasselbe möchte ich für andere tun. Wenn ich mit dem Studium fertig bin, möchte ich nach Afghanistan, Syrien, Afrika gehen – wo immer Hilfe gebraucht wird.“