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„Fußball ist mein Leben“ – Abubacarr Konta

Die UEFA

„Der Fußball bringt Menschen zusammen. Das ist es, was ich so an ihm liebe.“ – Abubacarr Konta, ein junger Migrant aus Gambia, der sich in Italien ein neues Leben aufbauen will.

#EqualGame - Italien

Jeden Monat berichtet die UEFA im Rahmen ihrer Kampagne #EqualGame über einen Breitenfußballer oder eine Breitenfußballerin aus einem ihrer 55 Mitgliedsverbände. Jede dieser Personen ist ein Beispiel dafür, dass Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung, ethnische oder soziale Herkunft kein Hindernis sind, Fußball zu spielen und Spaß zu haben.

Abubacarr ist als Fußballer nicht untalentiert.
Abubacarr ist als Fußballer nicht untalentiert.©Getty Images
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Die Teenagerjahre sind eine schwierige Zeit, in der man nach und nach Abschied von seiner Kindheit nimmt. Für den 16-jährigen Abubacarr Konta war es der Moment, in dem er die Entscheidung traf, sein afrikanisches Heimatland Gambia zu verlassen und sich auf eine Reise in ein neues Leben, Richtung Europa, zu begeben.

Der Tod seiner Eltern einige Jahre zuvor hatte Abu aller familiären Unterstützung und Geborgenheit beraubt. Das Leben war hart ohne die Liebe seiner Eltern, und so beschloss er, anderswo nach Sicherheit zu suchen. Dies bedeutete, Opfer zu bringen und alle, die ihm nahestanden, zu verlassen. Die Reise in ein neues Leben führte ihn auf Italiens größte Insel, nach Sizilien.

Seine Liebe zum Fußball, seine Begeisterung für diesen Sport und die daraus entstandenen Freundschaften haben sich als wichtiges Fundament erwiesen, auf dem der junge Migrant versucht, sich eine vielversprechende Zukunft aufzubauen.

Abus Reise in die Zukunft begann am 2. Februar 2016, zusammen mit einigen Freunden. „Ich bin zunächst von Gambia nach Senegal gereist“, erinnert er sich. „Am Tag meiner Abreise sagten mir die meisten meiner Freunde ,Geh nicht!‘. Ich musste weinen, aber ich hatte das Gefühl, dass es sein musste.“

Sein Weg führte ihn quer durch die Sahara. „Ich verbrachte zwei Wochen im Senegal, dann ging es drei Wochen lang weiter durch Mali. Es folgten Burkina Faso und Niger, bevor ich in Libyen ankam, wo ich drei Monate lang blieb.“

Wie so viele andere afrikanische Migranten bildete Libyen für ihn den Ausgangspunkt für die Fahrt mit dem Boot übers Mittelmeer nach Italien – ein nicht ungefährliches Unterfangen, und auch in Abus Fall endete die Reise tragisch. „Meine Freunde und ich saßen im selben Boot“, erinnert sich Abu. „Aber dann gab es ein Problem. Wir saßen nicht beieinander, und an dem Ende, an dem meine Freunde saßen, lief Wasser ins Boot. Einer meiner Freunde fiel zusammen mit ein paar anderen neben ihm ins Wasser. Er rief nach mir, aber ich konnte ihnen nicht helfen, denn ich musste versuchen, mein eigenes Leben zu retten, und sie ertranken.“

Abu hingegen erreichte Sizilien, mit nichts anderem am Leib als Shorts und ein T-Shirt. „Ich hatte nicht einmal Schuhe“, bekennt er. Seine ersten, unsicheren Schritte in sein neues Leben führten ihn nach Messina, bevor er in eines der SPRAR-Aufnahmezentren in Giammoro an der Nordküste der Insel verlegt wurde.

In dem dortigen Zentrum lebt eine kleine Gruppe Jugendlicher zwischen 15 und 18 Jahren. Sie lernen dort Italienisch und wichtige Alltagsfähigkeiten. Die Koordinatoren des Zentrums fungieren als Betreuer und Mentoren, und Abu fühlte sich in der warmherzigen, sicheren Umgebung schnell wohl. „Die Leute dort sind sehr nett zu mir“, betont er. Während seiner Arbeitszeit pflanzt er Bäume, bewässert Pflanzen und macht sich seine Kochkenntnisse zunutze. Dennoch bleibt viel Zeit und Muße zum Fußballspielen – eine Leidenschaft, die ihn von Kindesbeinen an begleitet hat.

Abu ist als Fußballer nicht untalentiert. „Wenn ich Fußball spiele, bin ich glücklich. Ich liebe den Fußball“, gesteht er. Die Kicker aus dem SPRAR-Aufnahmezentrum spielen auf einem Platz in der Nähe von Milazzo, und der Fußball hat sie zusammengeschweißt. „Der Fußball hat uns zusammengebracht und zu einer Familie werden lassen“, sinniert Abu. „Wir sind füreinander da.“

Kochen gehört zum Arbeitsalltag.
Kochen gehört zum Arbeitsalltag.©Getty Images
Abubacarr Konta
Abubacarr Konta©Getty Images

Ein großes Vorbild für ihn ist Xabi Alonso.  „Ich mag die Art, wie er gespielt hat“, sagt Abu über den 114-fachen spanischen Nationalspieler, der die Farben Real Madrids, Bayern Münchens und Liverpools trug und vor kurzem seine Karriere beendet hat. „In Gambia haben mich die Leute ,Alonso‘ gerufen.“

Abu empfindet großen Respekt für die Sizilianer. Die Genüsse der italienischen Küche haben seinen Integrationsprozess zusätzlich beschleunigt. In den Restaurants der Umgebung lernte er Pizza und Pasta lieben. „Ich bin den Menschen auf Sizilien sehr dankbar“, so Abu weiter. „Sie haben mein Leben und meine Perspektiven verändert. Hätten sie mir nicht geholfen, ich wäre vielleicht gestorben. Sie haben mir Kleider und Schuhe gekauft und mir einen Job beschafft.“

„Diese Geschichte zeigt ganz deutlich, dass der Fußball ein bedeutsames Mittel zur Integration von Migranten in Europa sein kann“, so UEFA-Präsident Aleksander Čeferin. „Ich freue mich, dass dieses Projekt in Sizilien, das vom Italienischen Fußballverband unterstützt wird, dazu beiträgt, junge afrikanische Migrantene in die europäische Gesellschaft zu integrieren und ihnen die hiesige Kultur näherzubringen.“

In der Tat tut der italienische Verband (FIGC) das Seine, um jungen Leuten wie Abubacarr zu helfen. So unterstützt er ein Projekt, mit dem das Potenzial von Jugendlichen in schwierigen Situationen durch eine Kampagne gefördert werden soll, die auf Fußball und seinem Wert für die Gesellschaft aufbaut. „Die FIGC möchte anhand des Projekts ,Rete!‘ (Tor!) eine aktive – ja, proaktive – Rolle in der #Equal Game-Kampagne der UEFA spielen. Dieses Projekt wurde in den vergangenen drei Jahren mit einer Reihe von lokalen Initiativen aufgebaut, die auf die Integration und Inklusion von über 500 unbegleiteten Minderjährigen in den italienischen Aufnahmezentren abzielen“, so FIGC-Generalsekretär Michele Uva.

Abubacarr Konta weiß indes genau, was er erreichen möchte. „Jetzt möchte ich hart arbeiten und für meine Familie sorgen“, sagt er und denkt dabei an seine Geschwister zu Hause in Gambia, mit denen er in regelmäßigem Telefonkontakt steht. „Ich bin jung und das Leben liegt vor mir.“

Und wer weiß – vielleicht erwartet ihn ja eine große Fußballkarriere. „Fußball ist mein Leben“, sagt Abu. „Der Fußball bringt Menschen zusammen. Das ist es, was ich so an ihm liebe.“