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„Für Homosexuelle sollte es selbstverständlich sein, Fußball zu spielen.“

Die UEFA

„Homosexuelle sollten nicht das Gefühl haben, dass sie nicht Fußball spielen dürfen, und sie sollten sich nicht als Außenseiter fühlen, denn das sind sie nicht.“ – Liam Davis, englischer Fußballer

#EqualGame: Liam Davis
#EqualGame: Liam Davis ©UEFA.com

Im Rahmen ihrer Kampagne #Equal Game stellt die UEFA jeden Monat eine Person aus einem ihrer 55 Mitgliedsverbände vor, die als Beispiel dafür dient, dass Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung und Rasse kein Hindernis sind, Fußball zu spielen und Spaß daran zu haben.

Liam Davis verkörpert die zentralen Werte hinter der UEFA-Kampagne #EqualGame für Vielfalt, Inklusion und Barrierefreiheit im Fußball bestens – alle haben das Recht, Spaß am Fußball zu haben, unabhängig davon, wer sie sind und woher sie kommen. Der 27-Jährige ist Mittelfeldspieler bei Cleethorpes Town, einem Verein der Northern Premier League in der englischen Grafschaft Lincolnshire, und er ist vor allem der erste bekennende homosexuelle Fußballer, der auf dem heiligen Rasen des legendären Wembley-Stadions gespielt hat.

Ein Coming-out kann mit schwierigen persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Herausforderungen verbunden sein. Liam hat diesen Schritt jedoch nie bereut, weder in seinem Alltag und erst recht nicht in seinem Fußballerleben. „Wenn ich Fußball spiele, mache ich mir keine Gedanken über meine sexuelle Orientierung. Auf dem Platz geht es nur um Ball, Tor und Spiel.“

Liam outete sich mit 18 Jahren, zuerst gegenüber seiner Familie, dann seinen Freunden. „Es fühlte sich richtig an. Wenn ich zurückdenke, wo ich damals stand, war es der perfekte Zeitpunkt.“ Etwaige Befürchtungen, ausgegrenzt zu werden, bewahrheiteten sich nicht: „Es gab sehr wenige Fragen, keiner hat mir den Rücken zugekehrt oder etwas in der Art. Das Leben ging wie gewohnt weiter.“ Das Verständnis und die Unterstützung seiner Familie bestärkten ihn auf seinem Weg.

Liam Davis (Zweiter von links) beim Training mit seinen Teamkollegen.
Liam Davis (Zweiter von links) beim Training mit seinen Teamkollegen.©Getty Images

Von Seiten von Cleethorpes Town, einem familiären Verein, wurde er – wie auch bei all seinen anderen Fußballstationen – auf bewundernswerte Weise unterstützt. „Bei keinem Verein, bei dem ich war, hatte ich irgendwelche Probleme. Die Teamkollegen, das Management und die Fans sind immer für mich eingestanden. Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht. Dass dich auch dein eigener Verein unterstützt, ist eine großartige Sache, denn ich hätte mir nicht vorstellen können, wie es sonst weitergegangen wäre. Ich hätte mich im Stich gelassen gefühlt. Es hätte keinen Sinn gemacht, weiterzuspielen.“

Der Teamgeist, den Liam am Fußball so schätzt, prägt auch seinen Alltag in Cleethorpes, ein Touristenort an der englischen Nordseeküste. Er nennt seinen Wohnort ein „nettes kleines Städtchen. Der Zusammenhalt unter den Leuten ist groß. Auf der Straße wird man von allen gegrüßt.“

Was waren die Reaktionen auf sein Coming-out? „Niemand war überrascht oder schockiert. Niemand hatte wirklich ein Problem damit.“ In Liams Leben spielt der Fußball seit seiner Kindheit in Waltham, ein Dorf in Lincolnshire, eine prägende Rolle. „Fußball hat mir immer gut getan. Vor dem Haus lag immer ein Ball. Wenn ich mal nichts zu tun hatte, spielte ich damit.“

Liam Davis in seinem Restaurant.
Liam Davis in seinem Restaurant.©Getty Images

Als Junior war er talentiert genug, um eine Zeit lang beim benachbarten Verein Grimsby Town aus der English Football League zu spielen. Heute betreibt er mit seinem Partner ein beliebtes Restaurant in Cleethorpes, wenn er nicht auf dem Platz steht. Seine offene, herzliche Art kommt bei seinen Kunden und Mitarbeitenden ebenso gut an wie bei seinen Teamkollegen. 

Liam hat homophobe Beschimpfungen auf dem Spielfeld erlebt; sein Verein meldete diese und der betreffende Gegenspieler wurde für fünf Partien gesperrt. Er denkt aber, dass der Wind langsam dreht: „Ich vermute schon, dass sich die Einstellung homophoben Äußerungen gegenüber verändert. Je mehr Leute darauf reagieren, desto weniger oft wird es vorkommen. Wenn einer eine Sperre von fünf Spielen kassiert, wird er es nicht wieder tun.“

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin stellt die Haltung der UEFA in dieser Frage unmissverständlich klar: „Die UEFA verurteilt jegliche Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung einer Person. Wir tolerieren keinerlei homophobes, rassistisches und sexistisches Verhalten und stehen konsequent für Werte wie Vielfalt, Gleichstellung und soziale Inklusion ein.“

Liam Davis in Aktion für Cleethorpes Town.
Liam Davis in Aktion für Cleethorpes Town.©Getty Images

Im vergangenen Mai bescherte der Fußball Liam seinen bis anhin schönsten Tag, als er mit Cleethorpes Town im Endspiel des FA Vase im Wembley-Stadion auflaufen durfte. Das unglaubliche Gefühl, im Fußballtempel Englands gespielt zu haben, ließ ihn schnell über die Finalniederlage gegen South Shields hinwegkommen. 

„Das war ein genialer Tag, unabhängig vom Ergebnis. Es ist das schönste, was ein Fußballer erleben kann.“ Als erster bekennender homosexueller Fußballer auf dem Wembley-Rasen war das Erlebnis für ihn mit zusätzlichen Emotionen verbunden. „Die Reaktionen in den sozialen Medien, von Leuten, die man gar nicht kennt, die einem tolle Komplimente machen und sagen, wie es sie verändert habe… Sie sagen zu hören ,Was Liam kann, kann ich auch.‘ Es ist ein schönes Gefühl, auch anderen Selbstvertrauen zu geben.“

Liam ist ein Verfechter der UEFA-Kampagne #EqualGame und ihrer Werte. „Im Fußball sind alle gleich. Niemand sollte wegen Homosexualität stigmatisiert werden. Fußball ist für alle da, die diesen Sport lieben, sei es als Spieler oder als Zuschauer. Nichts sollte einen davon abhalten.“

„Dein Leben gehört dir.“
„Dein Leben gehört dir.“©Getty Images

Und sein Rat für andere junge homosexuelle Fußballer? „Sei einfach du selbst, egal auf welcher Stufe und wie gut du spielst. Mach dir nicht zu viele Sorgen und Gedanken. Denke nie, dich als schwulen Fußballer vorstellen zu müssen. Du bist einfach ein Fußballer. Ein Teamkollege. Wenn der Trainer will, dass du spielst, dann spielst du. Was du neben dem Platz machst, ist deine Sache. Dein Leben gehört dir, der Fußball ist nur ein Teil davon.“